Protegear A*Live im Praxistest

Im Notfall weltweit Hilfe holen können. Mit dem A*Live hast du einen Satellitengestützten Tracker, Notrufsender und Messenger bei deinen Outdoor Touren dabei.

Veröffentlicht: 28. Januar 2020
Letzte Aktualisierung: 10. Januar 2021
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Wenn die Solo Outdoor Touren länger oder anspruchsvoller werden ist manchmal auch ein komisches Gefühl dabei.

Was, wenn ich stürze, eine Panne habe oder krank werde? Habe ich Handy Empfang um Hilfe zu holen?

Wer da mehr Sicherheit möchte, greift zu einem Satelliten Notfall Messenger. So lange du noch auf den roten Knopf drücken kannst, holt der Hilfe.

Hier im Blog habe ich schon verschiedene Geräte getestet. Schau mal auf die Satelliten-Messenger Themen-Seite.

In diesem Review teste ich den Protegear A*Live und helfe dir bei deiner Kaufentscheidung.

Transparenzhinweis:
Das Testgerät wurde mir mit einem Satelliten-Vertrag kostenlos und ohne Auflagen vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Protegear A*Live Highlights

Was macht den A*Live so besonders? Diese Features habe ich mir genau angeschaut:

  • Automatischer Notruf auch wenn du nicht mehr selbst den Knopf drücken kannst
  • Nutzung über Mobilfunk oder Satellit
  • Weltweite Abdeckung
  • Sicherheitszonen einrichten
  • Eskalationsstufen definieren

ALive Hardware

Das Tropfenförmige Gehäuse ist wie bei Notruf Geräten üblich in auffälligem Orange gehalten.

Die Abmessungen betragen etwa 12 x 8 x 4 cm.

Das (nachgewogene) Gewicht beträgt 138 Gramm.

Auf der Oberseite befinden sich 4 Tasten Halbkreisförmig angeordnet und die SOS Taste in der Mitte.

Der Protegear A*Live auf der Waage
Der Protegear A*Live auf der Waage

Die Tasten sind gerade groß genug um sie auch mit (dünnen) Handschuhen bedienen zu können. Finde ich aber nicht so wichtig. Notfalls zieht man den Handschuh zum benutzen kurz aus.

Blinkende LEDs informieren dich ständig über den aktuellen Status zu Akku-Ladezustand, Nachrichten, Position und Verbindung zu Mobilfunk oder Satelliten.

Weiße LEDs und Status LEDs im obersten Ring-Segment
Weiße LEDs und Status LEDs im obersten Ring-Segment

Weitere weiße LEDs sorgen an der Vorderkante für Licht. Zum einen als Info beim einschalten oder im Notfall als Licht um gefunden zu werden.

An den drei Ecken gibt es Befestigungsmöglichkeiten. Ich habe mich für einen kleinen Karabiner mit Schraubsicherung* entschieden.

Befestigung mit Schraub-Karabiner am Bike-Rucksack
Befestigung mit Schraub-Karabiner am Bike-Rucksack

Zur Positionsbestimmung setzt Protegear auf einen Top-GPS Chip von u-blox. Der überzeugte im Test mit hoher Genauigkeit, Geschwindigkeit und einer Positionsbestimmung auch an Orten, an denen sonst kein Empfang mehr möglich war. Beispielsweise schaffte ich ein Tracking im geschlossenen Kofferraum.

Zur Kommunikation gibt es ein Mobilfunk-Modul (2G und 4G) mit fest integrierter SIM Karte und das Iridium Satelliten Modem.

Stromversorgung und Akkulaufzeit

Den Strom bezieht der A*Live ganz klassisch aus einem fest eingebauten Li-Ion Akku. Das tolle: Der Hersteller sichert zu, dass er einen Akkutausch durchführen wird, wenn die Laufzeit nach Jahren im Betrieb zurück geht.

Beim Laden geht Protegear einen anderen, modernen Weg. Es gibt keinen Stecker zum Aufladen sondern eine drahtlose QI-Lademöglichkeit. Damit lässt sich das Gehäuse leichter komplett Wasserdicht konstruieren.

Laden vom A*Live auf dem Akkupack mit QI-Ladespule
Laden vom A*Live auf dem Akkupack mit QI-Ladespule

Ein Nachteil ist, dass Ladegerät und ALive beim Laden ruhig aufeinander liegen müssen. Mal eben während der Tour mit eingestecktem Kabel im Rucksack nachladen ist so nicht möglich. Oder höchstens mit stabilisierenden Gummiringen.

Da eine QI-Lademöglichkeit nicht vorausgesetzt werden kann, liefert Protegear ein geniales High-Tech Powerpack mit.

Protegear Powerpack mit QI-Lader aus dem Lieferumfang
Protegear Powerpack mit QI-Lader aus dem Lieferumfang

In der PowerBank ist eine QI-Ladespule integriert. Zudem kannst du Strom aus einer alten USB-A Buchse oder der modernen USB-C Buchse entnehmen.
Geladenen wird über microUSB oder USB-C.

Protegear gibt eine Akkulaufzeit bei 1 min GSM/10 min Iridium/Pausemodus von bis zu 100 Stunden an.

Bei mir hat eine Akkuladung ohne jegliche Trackingpause und im Raum bei schwierigem GPS Empfang mit permanentem GSM Tracking rund 25 Stunden gehalten.

Wie sich das in der Praxis auf längeren Radtouren entwickelt muss ich noch beobachten. So sollte der Tracker jede zweite Nacht auf dem Ladegerät liegen.

Vertrag und laufende Kosten

Neben den Kosten für die Hardware musst du noch mit laufenden Gebühren rechnen.

Da ist der günstigste Protegear Tarif ALIVE BASIC super und vollkommen ausreichend. Du zahlst für ein ganzes Jahr nur 99 Euro und bekommst ausreichend Nachrichten (10 pro Tag) und unbegrente Trackpunkte.

Komische Einschränkung in diesem Tarif ist, dass der A*Live im GSM Bereich ein- und ausgeschaltet werden muss. Keine Verbindung bekommst du, wenn er im Mobilfunknetz ausgeschaltet wurde und dann außerhalb vom Mobilfunknetz eingeschaltet wird.

Protegear A*Live im Regen
Protegear A*Live im Regen

Schon der Mobilfunk Teil hat ein riesiges Nutzungsgebiet. Der A*Live kann sich in über 430 Mobilfunknetze weltweit einloggen. In Deutschland funktionieren alle drei Netze. Da werden die Funklöcher schon klein.

Erst wenn du den Mobilfunk Bereich für mehr als 10 Minuten verlässt, schaltet das System automatisch auf Iridium Satelliten um. Das kostet dich dann pro aktiviertem Tag zusätzlich 90 Cent.

Brauchst du mehr Nachrichten oder willst außerhalb vom GSM Bereich einschalten, dann gibt es größere Tarife mit 49 Euro Jahresgebühr und monatlichen Kosten ab 19 Euro. Da fallen dann auch nicht mehr die Zusatzkosten für „Iridium-Tage“ an.

Protegear A*Live Bedienung

Über die vier Tasten und SOS erfolgt die gesamte Steuerung unterwegs.

Clever gelöst ist die konsequente Vermeidung des kurzen einmaligen Drucks. Der würde im Rucksack vermutlich zu gelegentlichen Fehlbedienungen führen.

Einen klassischen Notruf startest du mit drei mal kurzer Betätigung des mittleren SOS Knopfes.

Zentraler SOS Knopf am Protegear A*Live
Zentraler SOS Knopf am Protegear A*Live

Der geht je nach Konfiguration an deine persönlichen Notfallkontakte oder direkt ans GEOS Rescue Center.

[Update Januar 2021]
Garmin hat das GEOS Center gekauft und übernimmt es als Service von Garmin. Protegear wird mit dem A*Live aber weiterhin Kunde bei GEOS sein und die Notrufe werden wie bisher über die GEOS Zentrale abgewickelt.

Um die wichtigsten Befehle immer parat zu haben empfiehlt es sich, die Kurzanleitung dabei zu haben oder noch besser als PDF auf das Handy runterladen.

Auf dem Gerät selbst gibt es keine Einstellungen. Alles wird über das online Portal oder die App gesteuert.

Protegear Online Portal

Das Protegear Online Portal hat bereits zur Anmeldung eine Besonderheit. Du kannst dich nur mit Facebook oder Google Login anmelden. Für den Hersteller hat das den Vorteil, dass er sich nicht um die sichere Speicherung der Login-Daten kümmern muss.

Das gesamte Portal ist sehr gut für die mobile Nutzung gestaltet, also mobile-friendly.

Allerdings ist die Unterteilung in die beiden Hauptgruppen TripShare und SmartSafety schon etwas verwirrend.

Die beiden Abschnitte vom Protegear Online Portal
Die beiden Abschnitte vom Protegear Online Portal

Auch die extrem vielen und komplexen Einstellung sind nicht intuitiv nutzbar.
Beispielsweise würde ich mir einen Assistenten für Einrichtung einer Tour mit Tracking, Profilen Zonen und Alarm (Eskalation) wünschen.

Trace mit allen Optionen für ein Outdoor Abenteuer zusammenstellen
Trace mit allen Optionen für ein Outdoor Abenteuer zusammenstellen

Willst du eine Tour mit Tracking, Danger-Zone und Notruf Eskalation einrichten, musst du erst einiges anlegen: eine Tour, Notifications, ein Profil. Zum Schluss musst du alles in einem Trace zusammenführen und fertig einrichten.

Automatischer Notruf

Eine Besonderheit vom A*Live ist die Möglichkeit, automatisch Nachrichten oder Notrufe abzusetzen. Das kann keines der anderen von mir getesteten Sat-Notruf-Geräte.

Als Auslöser für Nachrichten sind Ereignisse im Gerät (Sat-Umschaltung, langer Ruhezustand, Crash) möglich oder das betreten oder verlassen lokaler Zonen.

CRASH Alarm als SMS empfangen
CRASH Alarm als SMS empfangen

Wobei das mit der Crash Erkennung in der Praxis zu sensibel war. Ab und zu reichte schon eine normale Fahrt über einen Feldweg oder sogar ein härteres absetzen vom Rucksack um ein Crash-Signal auszulösen.

Besser ist da der Not-Moving Status. Wenn du stürzt und im schlimmsten Fall bewusstlos liegen bleibst merkt das der Protegear und kann nach einer gewissen Zeit Hilfe holen. Hast du diese Notruf Variante aktiviert musst du konsequent darauf achten bei jeder Rast die Tracking Pause zu aktivieren.

Zukunftsweisend ist die offene Schnittstelle zur Einbindung externer Geräte für eine Notruf Auslösung. Aktuell geht das mit dem Lavinen-Airbag ABS P.RIDE. Wird der ausgelöst, kann der A*Live sofort einen Notruf absetzen.

Die Safe- und Danger-Zones sind extrem mächtig und cool.
Du legst vor der Tour Gebiete fest, in denen du besser nicht sein solltest. Etwa Schluchten oder auf dem Meer Gebiete zu weit draußen. Wirst du abgetrieben oder stürzt du in die Schlucht, löst dies einen Alarm aus.

Definieren der unterschiedlichen Zonen auf einer Karte
Definieren der unterschiedlichen Zonen auf einer Karte

Was du mit dem ausgelösten Alarm machst, bleibt dir überlassen – E-Mail oder SMS an die zuhause gebliebenen oder gleich einen Notruf ans Rettungszentrum.

Du kannst auch einen mehrstufigen Alarm mit Eskalationsstufen einrichten.
Beispielsweise erst zwei SMS im Abstand von 10 Minuten an die Frau und wenn die nicht reagiert geht der Notruf automatisch an das GEOS Rettungszentrum raus.

Im Test hat das mit dem Wechsel von der Safe Zone in die Danger Zone präzise und zuverlässig geklappt.
Trotzdem würde ich das in den Bergen nicht mit jeder gefährlichen Schlucht übertreiben.

Auf dem Rad sehe ich eine sinnvolle Anwendung beispielsweise um dich vor Naturschutzgebieten mit Betretungsverbot zu warnen. So kannst du dich vor Ärger und Strafen schützen.

Tracking mit Protegear A*Live

Ebenfalls eine klassische Funktion der Sat-Messenger ist das Live Tracking. Also die Übertragung der aktuellen Position ins Internet und die Darstellung auf einer Webseite.

Diese Website kannst du diskret nur für Familie und Freunde sichtbar machen oder öffentlich auf deiner Expeditionswebseite präsentieren.

Track Aufzeichnung auf der Karte
Track Aufzeichnung auf der Karte

Der Protegear überträgt deine aktuelle Position regelmäßig per Mobilfunknetz oder Iridium ins Online Portal.

In der Praxis hat das gut funktioniert. Den Track kannst du auch als GPX-Datei runterladen. So ein Live Tracking ist aber nicht dazu da, eine exakte Strecke für Strava und Co zu bekommen sondern um den Reiseverlauf zu dokumentieren. Dafür reicht auch ein Trackpunkt alle 10 Minuten vollkommen aus.

Nachrichten per A*Live versenden

Vordefinierte Nachrichten kannst du direkt am Gerät verschickt.

Dazu legst du im Protegear Portal unter Handler die drei Direkt-Nachrichten an. Die können via E-Mail, SMS oder Telegram Messenger raus gehen.

Anlegen einer Standard Nachricht im Online Portal
Anlegen einer Standard Nachricht im Online Portal

Unterwegs geht Nachricht 1 mit einem langen Druck auf die MSG Taste raus, für Nachricht 2 drückst du 2x kurz hintereinander auf die Taste und so weiter.

Ich empfehle die Nachrichten bevorzugt per Mail zu verschicken. Darauf kann der Empfänger nämlich leicht antworten. Denn einfach auf eine SMS antworten ist nicht möglich.

Eine dauerhaft leuchtende MSG LED zeigt dir eine empfangene Nachricht an. Um diese zu lesen musst du den A*Live mit dem Smartphone koppeln. Protegear bietet dazu eine kostenlose App an.

A*Live Smartphone App

Neben den Nachrichten kannst du über die A*Live App auf dem Smartphone auch Einstellungen bearbeiten.

Die App gab es zum Testzeitpunkt nur für das iPhone.

‎A*LIVE
‎A*LIVE
Preis: Kostenlos

Die Android Version wurde im September 2020 nachgereicht.

A*LIVE
A*LIVE
Preis: Kostenlos

Mit dem Smartphone kannst du dann E-Mails und SMS schreiben und empfangen. Das geht ohne Roaming Kosten im fremden Mobilfunknetz oder über Iridium Satelliten.

Protegear ALive App für iPhone
Protegear ALive App für iPhone

Ohne eingebautes Display ist das Thema Nachrichten natürlich nicht so komfortabel wie bei Spot X und Garmin InReach.

Protegear A-Live Erfahrungen

Das Ladegerät solltest du auf der Tour immer dabei haben. Schließlich solltest du täglich aufladen.
Und wenn es mal ein Problem gibt, brauchst du die Powerbank auch um einen Reset durchführen zu können.

Der im Handbuch erwähnte Bug mit dem automatischen Wiedereinschalten, wenn das Gerät beim ausschalten bewegt wird ist wirklich nervig. Hoffentlich wird das Problem bald behoben.

Bug ist behoben

Stärken
  • laufende Kosten gering
  • viele clevere Notrufmöglichkeiten
  • einfache Bedienung unterwegs
  • Möglichkeit externe Auslöser zu koppeln

Schwächen
  • umfangreiches, aufwändiges Setup
  • Gerätepreis
  • (noch) keine Android App

Protegear A*Live kaufen – ja oder nein?

Der A-Live ist ideal, wenn du immer und überall erreichbar sein möchtest und im Notfall einen Hilferuf abschicken willst.

Die Rückseite vom A*Live
Die Rückseite vom A*Live

Genial sind die Optionen, Hilfe zu rufen, wenn du es nicht mehr selbst kannst.

Allerdings musst du dich recht intensiv mit dem online Portal beschäftigen, um deine persönlichen Grund-Einstellungen vornehmen zu können.

Ist der Kaufpreis erst mal verschmerzt, sind die laufenden Kosten sehr fair und transparent. Du musst dir mit der Jahresgebühr keine Gedanken über aktivieren, pausieren und Co machen. Statt dessen kannst du deinen persönlichen Notruf Button bei jedem noch so kurzen Ausflug mitnehmen.

Alternativen zum Protegear A*Live

Garmin inReach Mini

Der Notruf Sender von Garmin arbeitet ausschließlich über Iridium Satelliten. Dank Display bequemer bei Nachrichten. Gute Integration der Garmin GPS Geräte. Teurer bei den laufenden Kosten.

Spot X

Der Satelliten Messenger ist dank einer vollwertigen Tastatur ideal für die große Korrospondenz unterwegs. Das Globalstar Satelliten Netzwerk kam im Test nicht an die Geschwindigkeit und Abdeckung von Iridium heran.

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1 Gedanke zu „Protegear A*Live im Praxistest“

  1. Licht und Schatten: Habe mir das Gerät Anfang des Jahres gekauft, um im Notfall, insbesondere bei Bewusstlosigkeit, Hilfe holen zu können. Das Gerät habe ich mit vorinstallierten Standard-Nachrichten erhalten – das Versenden der Nachrichten über den Messenger-Knopf über SMS und Email an die Kontaktperson hat immer funktioniert. Nun zu der Schattenseite: das Einstellungsmenü ist so umfangreich, dass auch nach längerer Beschäftigung damit Unklarheiten bestehen blieben, sodass es längere Zeit und mehrere Probetouren bedurfte, bis alles wie gewünscht funktionierte. Das Gerät wird ja mit der Option von automatischen Notfallmeldungen beworben. Ich hatte die „motionless“-Meldung programmiert, um im Fall einer plötzlichen Bewusstlosigkeit automatisch Hilfe anzufordern. Nach dem letzten Update kam es bei einer nachfolgen Mountainbiketour zu 3 Fehlalarmen, sodass ich zukünftig auf diese Option – wegen derer ich ja das Gerät eigentlich gekauft habe – verzichten werde. Ob der Kauf des Geräts trotz der Gefahr des Auslösens von Fehlalarmen lohnt, muss jeder für sich entscheiden, zumal für das Nutzen der automatischen Notfallmeldungen zusätzliche Kosten anfallen.

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