Bei meinem letzten Test der Garmin Oregon Reihe (550t Praxistest) gab es noch einige Stellen für Verbesserungen. Wie gut ist die neue Generation der Universal Outdoor Navigation mit Touchscreen?
Für die neueste Generation musste ein Garmin Oregon 650t * seine Fähigkeiten auf Städtetouren, beim Wandern, im Auto, bei der Jagd nach Geocaches und vor allem auf dem Fahrrad beweisen.
Transparenzhinweis:
Das Testgerät mit Zubehör wurde mir kostenlos und ohne Auflagen von Garmin Deutschland zur Verfügung gestellt. Zum Testzeitpunkt war die Firmware Version 4.10 aktuell.
Verschiedene Oregon Versionen
Die aktuelle Oregon Familie (6×0) besteht aus vier Mitgliedern. Die Unterschiede werden am besten in folgender Tabelle deutlich.
Oregon 600 | Oregon 600t | Oregon 650 | Oregon 650t |
|
---|---|---|---|---|
Stromversorgung | 2 AA-Akkus oder Batterien | 2 AA-Akkus oder Batterien | 2 AA-Akkus oder Batterien NiMH-Akkupack im Lieferumfang | 2 AA-Akkus oder Batterien NiMH-Akkupack im Lieferumfang |
Topo-Karte | ❌ | Freizeitkarte EU 1:100.000 | ❌ | Freizeitkarte EU 1:100.000 |
interner Speicher (frei) | 1,5 GB | 750 MB | 3,5 GB | 4,4 GB |
Kamera (8 MP + Blitz) | ❌ | ❌ | ✅ | ✅ |
OVP Preis | 379 Euro | 449 Euro | 449 Euro | 519 Euro |
Straßenpreis (08/2014) | 300 Euro | 350 Euro | 360 Euro | 430 Euro |
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Welche Version vom Garmin Oregon soll man sich am besten zulegen?
Für mich ist hier die Antwort klar: Das Oregon 600 reicht vollkommen!
Die Kamera kann gerade so mit denen aus Smartphones mithalten, aber nicht mit „richtigen“ Kameras. Mehr dazu im Kamera Kapitel.
Auch die eingebaute Freizeitkarte der „t-Modelle“ bietet nicht genug Mehrwert um den Aufpreis zu rechtfertigen – siehe Karten Kapitel.
Verarbeitung und Hardware
Betriebsbereit mit Akkus und Speicherkarte wiegt der Oregon 205 Gramm. Die Größe wird von Garmin mit 6,1 x 11,4 x 3,3 cm angegeben. Die Handlage empfinde ich als angenehm, erinnert irgendwie an ein Stück Seife.
Wobei – die Schiene zum Befestigen des mitgelieferten Karabiner-Clips bzw. der Fahrradhalterung liegt jetzt nicht mehr versenkt, sondern auf dem Gehäusedeckel. Das macht es etwas kantiger und kühler in der Hand.
Geöffnet wird der Deckel über einen Drehverschluss – so wie ich das vom 60CSx kenne und schätze. Vor dem Schließen muss der Deckel etwas fummelig eingesetzt werden, was auch an der Gummi Abdeckung des USB-Anschlusses liegt. Mit etwas Übung gelingt es aber.
Gegen Wasser helfen zahlreiche Dichtungen. Damit wird Schutzklasse IPX7 erreicht. Kein Problem also, mit Navigation bei Regen weiter auf dem Fahrrad zu fahren.
Am Gehäuse gibt es seitlich zwei Hardware-Tasten. Der Rest wird über den Touchscreen bedient. Gelungen finde ich die vielen Möglichkeiten, mit denen sich die beiden Tasten belegen lassen.
Oregon Schnittstellen
Verbindung zur Außenwelt kann über einen microSD Steckplatz (max. 32 GB) unter dem Akku und einer miniUSB Buchse unter einer Gummi-Abdeckung aufgenommen werden.
Über den High-Speed USB Anschluss werden Positionsdaten im NMEA Format gesendet. Auch der Datenaustausch mit dem Computer läuft über USB.
An drahtlosen Schnittstellen bietet der Oregon ANT+ für Sensoren (Herz-/Trittfrequenz, Chirp) und zum Austausch von Wegpunkten, Tracks, Routen und Geocaches mit kompatiblen Garmin Geräten.
Die Bluetooth Schnittstelle ist nicht offen, sprich es werden keine Standard Profile unterstützt. Es läuft nur die Kommunikation mit der „BaseCamp Mobile“ App oder kompatiblen Garmin Geräten darüber. Zwischen Garmin Geräten werden benutzerdefinierte Karten („Custom Maps“) und Fotos übertragen.
Zu den drahtlosen Schnittstellen wird es später noch einen genaueren Erfahrungsbericht aus der Praxis geben.
Display und Touchscreen
Hier lagen beim Vorgänger die größten Probleme. Das Display zu dunkel, der Touchscreen zu träge. Was soll ich sagen, Garmin hat seine Hausaufgaben gemacht.
Beim Touchscreen kommt jetzt die aus Smartphones bekannte kapazitive Multitouch-Technologie zum Einsatz. Die Bedienung erfolgt mittels Berührung ohne übermäßigen Druck mit einem oder mehreren Fingern. Selbst mit dünnen Handschuhen klappte die Bedienung mit der Einstellung „hohe Empfindlichkeit“ noch.
Das 3-Zoll Display ist in transreflexiver Technik ausgeführt. Auf einer Anzeigegröße von 3,8 x 6,3 cm sind 240 x 400 Pixel verteilt.
Trotz transreflexivem Display konnte ich auf dem Fahrrad nicht auf die Hintergrundbeleuchtung verzichten. Mit Sonnenbrille war es, insbesondere im Schatten, fast unmöglich die Anzeigen ohne Beleuchtung zu erkennen.
Beim Wandern und Geocaching ist das Display genial. Keine oder nur minimale Beleuchtung genügt um die Informationen auf dem Display zu erkennen.
Über die Stabilität des Display-Glases hört und liest man viel. Ich konnte nach mehreren Monaten keine Kratzer auf dem Display feststellen. Extreme Falltests habe ich nicht durchgeführt.
Akku
Ein großer Vorteil von Outdoor Navigationsgeräten gegenüber Smartphones ist die Akkulaufzeit. Bei meinem Nutzungsprofil kam ich mit einem Satz Akkus (2.300 mAh) auf knapp 10 Stunden Betriebszeit.
Bei den „großen 650er“ Oregon Modellen liegt ein spezieller Garmin Akkupack bei. Dabei handelt es sich um zwei Ni-MH Akkus mit je 2.000 mAh Kapazität. Das Battery Pack lässt sich dank der speziellen Konstruktion im Gerät aufladen. Wirklich überzeugen konnte mich diese Lösung aber nicht. Das Laden über USB dauert lange und die Laufzeit ist mit unter 7 Stunden deutlich schlechter.
Die besten AA-Akkus & Batterien für Garmin Outdoor GPS
Einen Satz Mignon Zellen in die Garmin Outdoor Navigation und los gehts. Aber welche Akkus sind die besten? Oder doch Batterien? Ausführlicher Test und meine Favoriten für Oregon, eTrex, GPSmap und Co.
Aufladen von normalen eneloop Akkus im Garmin Oregon:
Auch ohne das Spezial Garmin Akku-Pack lassen sich Akkus im Gehäuse aufladen. Wie das geht erkläre ich später in einem getrennten Artikel.
Menü und Bedienung
Nach einer Aufstartzeit von gut 20 Sekunden ist der Startscreen, das sogenannte Hauptmenü zu sehen. Darauf lassen sich 4, 9 oder 16 Funktionssymbole pro Seite platzieren. Die oberste Reihe ist für die Anzeige reserviert und kann unterschiedlichste Informationen darstellen. Das Hauptmenü kann mit einem Fingerwisch nach rechts und links durchgeblättert werden.
Das Menü und die Schublade können bis ins kleinste Detail angepasst werden. Hat man sich da einmal durch die diversen Menüs und Untermenüpunkte durchgewühlt, geht die Bedienung super schnell von der Hand.
Durch die verschiedenen Profile, etwa für Fahrrad, Geotagging, Auto, Wandern und Geocaching, lassen sich die Einstellmöglichkeiten ins unendliche steigern. Einziger Kritikpunkt: beim Einrichten des Menüs sind teilweise sehr lange Klickwege nötig um die Funktionssymbole anzuordnen.
Insgesamt wurde die Bedienung seit dem Vorgängermodell weiter optimiert. Wer bereits ein Garmin genutzt hat, wird sich schnell zurechtfinden.
Herausstellen möchte ich auch die Steuerung über Gesten. Mit dem kapazitiven Touchscreens funktioniert das Zoomen und Drehen der Karte nun mit Zwei-Fingergesten wie auf einem Smartphone.
Was ich mir noch wünsche, sind drei Hardware Tasten unterhalb vom Display. Eine Home-Taste um schnell zum Dashboard zurück zu kommen und zwei frei programmierbare Tasten beispielsweise für Zoom In und Out.
GPS, Tracking und Navigation
Kommen wir zum wichtigsten Feature einer Navigation, GPS-Leistung und Routenführung.
Hersteller und Typ des GPS-Chipsatzes gibt Garmin wie üblich nicht bekannt. DocSnyder aus dem naviboard Forum hat einen Oregon zerlegt und dabei herausgefunden, dass ein MT3332N Multi-GNSS Chip von Mediatek verbaut ist. Dieser kann neben GPS und GLONASS auch Beidou (China) und Galileo (EU) empfangen.
Der erste Satelliten-Fix geht richtig schnell. Auch in schwierigen Situationen bleibt man danach nicht ohne GPS Empfang. Teilweise liegt das auch am unterstützten GLONASS-System. Vor allem in kritischen Empfangssituationen, etwa zwischen Häuserschluchten, bietet der parallele Einsatz von zwei Satellitensystemen genauere Positionsangaben als im GPS-only-Betrieb. Bei der parallelen Verwendung von GPS und GLONASS steigt allerdings der Stromverbrauch geringfügig an.
Kamera
In den „50er-Modellen“ ist eine 8-Megapixel Kamera verbaut. Zusammen mit der Kamera kommt auch ein LED-Blitz, der als Taschenlampe verwendet werden kann.
Diese „Knipse“ kann mich aber immer noch nicht überzeugen. Zu langsam und sobald etwas weniger Licht vorhanden ist, schauen die Bilder nicht mehr so gut aus.
Hier ein Testbild bei schönem Wetter. Die Originaldatei zum Download.
Besser das Geld für den Kamera-Aufpreis sparen und eine ordentliche Kamera mitnehmen.
Karten
Eine Outdoor Navigation ohne Karte ist wie ein Biergarten ohne Bier. Deshalb ist mindestens eine Karte immer dabei. Die weltweite Basiskarte liefert Garmin bei allen Oregon-Modelle mit aus. Mehr als ein erster Überblick der größten Straßen und Orte ist davon aber nicht zu erwarten.
Die „t-Modelle“ haben zusätzlich die Garmin Freizeitkarte Europa im Maßstab von 1:100.000 vorinstalliert. Diese ist zwar deutlich detailreicher als die Basiskarte, kann aber dennoch nicht mit der Garmin Topo oder einer guten OpenStreetMap-Karte mithalten.
Weder die Basiskarte noch die interne Freizeitkarte ist routingfähig. Der Aufpreis von rund 70 Euro zum jeweiligen t-Modell lohnt sich deshalb meiner Meinung nach nicht. Besser in eine microSD-Speicherkarte mit guter OpenStreetMap Karte investieren.
Ein riesiger Vorteil bei kartenfähigen Garmin Geräten ist schließlich das größtenteils bekannte Garmin Kartenformat. So können Freizeitentwickler aus den freien OSM-Daten sehr gute Karten für Garmin Geräte erstellen und zum kostenlosen Download anbieten.
Einen Vergleich verschiedener Karten für Garmin habe ich bereits veröffentlicht.
Alternativen zum Garmin Oregon 650
Garmin GPSmap 66st
Du nutzt lieber Tasten statt Touchscreen? Dann schau dir mal die Garmin GPSmap Reihe an. Der Funktionsumfang ist nahezu identisch.
Garmin eTrex Touch
Darf es etwas kleiner und dafür günstiger sein? Dann ist die super Alternative zum Garmin Oregon der Garmin eTrex Touch.
Wird auch gerne als „kleiner Bruder“ vom Oregon bezeichnet.
Garmin Edge 1030
Du suchst mehr eine GPS Fahrradnavigation? Dann schau dir als Alternative zum Garmin Oregon mal den Garmin Edge 1030 Radcomputer an. Größeres Display, erweiterte Sensormöglichkeiten und eine tolle GPX-Track Navigation.
Fazit Garmin Oregon 650 Praxistest
Fazit Garmin Oregon 650 Praxistest
Zusammenfassung
Hervorragender Touchscreen mit tollem Display. Dazu gewohnt einfache Bedienung mit unendlichen Einstellmöglichkeiten über die Profile. Nervige Wartezeiten bei Bedienung, zoomen und verschieben von Karten gibt es nicht. Für alle, die eine universelle Outdoor Navigation mit Smartphone Feeling suchen, ist der Garmin Oregon das perfekte GPS-Gerät. Wählt man das Basismodell Oregon 600 geht auch der Preis in Ordnung.
Der Mehrpreis für ein 650t lohnt sich dann, wenn man beispielsweise die Alpenvereinskarte auf microSD hat. Die läßt sich nicht kopieren und kommt auf einer fast vollen 4GB Karte. Dann sind die ca. 7GB an verfügbarem internen Speicher für OSM Karten Gold wert.
Hallo Matthias,
in unserem Oregon 600 haben wir 2 aufladbare, 2.000 mAH Batterien. Das Gerät hing die ganze Nacht mit den Batterien an der Steckdose. Beim Einschalten im Gelände kam die Meldung, dass die Batterien schwach sind und das Oregon ging aus. Frage: geht das direkte Aufladen mit normalen Akkubatterien im Gerät nicht?
Viele Grüße
Vroni
Leider funktioniert das so direkt nicht. Entweder den Akku Pack von Garmin nutzen oder auf die Anleitung warten, die es demnächst hier im Blog geben wird.
Ein dünnes Plättchen unter die Akkus legen, dann funktioniert es
Hallo Matthias nach d. Kauf von Oregon 600 hätte noch eine Frage zu Akku Kauf .Daich Länge mit dem Fahrrad ohne Lademöglichkeit unterwegs bin taucht die Frage auf Akku Polarcell 2900mA oder Eneloop pro mit 2450mA ? Danke!
Kann ich leider nix dazu sagen. Ich kenne die PolarCell nicht.
Hallo,
ich vermisse eine Funktion bei dem Gerät. Und zwar zeigt mir der Oregon nicht auf der Karte die gelaufen Strecke. Dazu muss man erst die Kartenansicht verlassen, dann auf Aktiven Track und da wird die Strecke als Luftlinie angezeigt. Kann man das ändern?
Der aktive Track sollte eigentlich angezeigt werden. Außer du hast ihn in den Einstellungen ausgeblendet.
Hallo, wird wahrscheinlich so richtig niemanden mehr interessieren, da das 600er schon älter ist, wollte aber dennoch meine Erfahrung bei Radbenutzung loswerden. Also was soll ich sagen, für mich fast unbrauchbar zum Radeln. Ohne Hintergrundbeleuchtung nicht nutzbar, dann halten aber die Akkus nur 5 Stunden (bei mir jedenfalls). Aber das absolute NoGo aus meiner Sicht ist, dass man einen Track auf dem Display nicht erkennt. Einfach mal so einen Track nachfahren geht nicht, absolut dünne Darstellung des Tracks. Geht absolut unter in der bunten Kartenansicht. Evtl. für Leute mit Adleraugen geeignet. Komme von einem Etrex H und wollte ein Gerät mit Kartenansicht haben, bin nun leider total enttäuscht. Sorry, musste das mal loswerden.
Danke für dein Feedback.
Hallo Matthias,
Habe ein OREGON 600t als Okkasion gekauft. Ich melde mich bei dir da ich ein Problem habe. In der Höhenprofile Dashboard (altitude/distance) der Karte Seite wird beim Track navigieren meine Position nicht angepasst (rotes punkt), sie bleibt Statisch (am Anfang). In der Elevation Plot Seite, ist sie richtig aber sehe ich nicht das gefahrenes Profile/Strecke. Dann wen ich zurück im Dashborad gehe ist das Profile angepasst aber ohne die gefahrene Profile. Und es bleib statisch, Nur beim springen im Elevation Plot Seite und dann zurück wird das Höhenprofile „refreshiert“.
Ich hatte vorher ein Etrex 30 und dort war die gefahrene Strecke in einer Farbe und die verbleibende eine andere und die Position hat sich immer angepasst beim fahren.
Ist dies ein bug beim Oregon 600t ?
Danke für deine Erfahrung.
Sorry für mein Deutsch.