Garmin Varia Radar 1 im Praxistest: Mehr Sicherheit für Radfahrer?

Mit einem Radarsystem für den rückwärtigen Verkehr steigt Garmin in den Bereich der Assistenzsysteme für’s Fahrrad ein. Ob das System die Sicherheit erhöht, prüfe ich in diesem Review.

Veröffentlicht: 23. Juni 2016
Letzte Aktualisierung: 1. Januar 2021
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Die Augen nicht nur auf die Straße vor einem richten, sondern auch sehen, was hinter einem los ist. Wer wünscht sich das nicht?

Garmin möchte mit dem Varia Radar* genau das für das Fahrrad anbieten.

Wie gut funktioniert der Radar in der Praxis?

In diesem Review stelle ich das System vor und zeigt die Funktion im Alltag.

UPDATE

Bei diesem Test handelt es sich um die erste Version vom Garmin Varia Radar-System. Wenn dich das Thema Radar interessiert, schau besser in den Test vom aktuellen Varia Radar der 3. Generation rein.

Transparenzhinweis:
Das Radarsystem wurde mir kostenlos und ohne Auflagen von Garmin Deutschland für diesen Test zur Verfügung gestellt.

Lieferumfang und Montage

Garmin bietet den Radar in zwei Versionen an: zum einen nur den Varia Radar Sensor* und zum anderen ein Bundle aus Radar Sensor und Mini Anzeigeeinheit*.

Letzteres habe ich getestet.

Lieferumfang vom großen Varia Radar Bundle
Lieferumfang vom großen Varia Radar Bundle

In der Packung liegen:

  • Radarsystem RTL 501 (Radar TailLight)
  • Displayeinheit RDU (Radar Display Unit)
  • Radar Befestigung mit Gummiringen
  • Radar Befestigung zum schrauben
  • Zwei Gummiring Befestigungen für Display
  • USB Ladekabel
  • Gummiringe in verschiedenen Größen

Das Radarsystem wiegt 64 Gramm, das Display (nachgewogene) 29 Gramm.

Die äußeren Abmessungen vom Radar betragen: 7,3 cm x 4,4 cm x 2,3 cm. Größe vom Display: 6,0 cm x 3,4 cm x 1,9 cm.

Gewicht Garmin Varia Radar
Gewicht Garmin Varia Radar
Befestigung an der Sattelstütze
Befestigung an der Sattelstütze

Die Radar Einheit wird an der Sattelstütze befestigt. Dazu liegen eine Schraubhalterung und zwei Befestigungen mit Gummis bei. Neben einer für runde Sattelstützen gibt es noch eine für Aero Sattelstützen.

Obwohl ich ein Fan von geschraubten Halterungen bin, habe ich mich beim Radar Sensor für die Befestigung mit Gummiringen entschieden. Hat an meinem Rad einfach besser gepasst.

Am Lenker braucht man dann noch eine Quadlock Halterung für die Anzeigeeinheit.

Insgesamt ist die Montage schnell und einfach erledigt.

Radarsystem einrichten

Das von mir getestete Bundle aus Radarsensor und Mini Bedieneinheit ist bereits fertig gekoppelt. Akkus laden, einschalten und los geht’s.

Soll das Radarsystem in Verbindung mit einem kompatiblen Edge Fahrradcomputer verwendet werden, muss erst noch eine kurze Koppelung durchgeführt werden.

Bei den von mir verwendeten Modellen Edge Explore 1000 (Zum Praxistest) und Edge 1000 gehst du in die Einstellungen – Sensoren und lässt suchen. Das Radarsystem meldet sich als Varia Lichtzubehör.

Radar mit dem Edge koppeln - Radar Symbol rechts oben
Radar mit dem Edge koppeln – Radar Symbol rechts oben

Haken setzten und „Hinzufügen“, das war’s schon.

Ab sofort siehst du das Radar Symbol in der rechten oberen Ecke.

Akkulaufzeit vom Radarsystem

Beide Geräte verfügen über einen eingebauten Akku. Diese werden über ein Standard microUSB Kabel geladen.

Beim einschalten laufen, wie im folgenden Video zu sehen, die LEDs hoch und zeigen so den Füllstand vom Akku an.

Garmin Varia Radar - Ladestand beim einschalten

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Eine komplett volle Radar Batterie hat bei mir rund 4 bis 5:30 Stunden gehalten. Das übertrifft zwar den Wert aus dem Datenblatt, ist für eine ausgedehnte Tagestour aber sehr knapp. Man sollte, wann immer möglich, den Radar zum Stromsparen ausschalten.

Varia Radar mit Garmin Edge

Ankommendes Fahrzeug auf dem Edge Display
Ankommendes Fahrzeug auf dem Edge Display

Radar einschalten, befestigen und los. Die Tourvorbereitung wird nicht wirklich verlängert.

Am besten nutzt du den Radar mit einem der kompatiblen Edge Fahrradcomputer.

Aktuell sind folgende Edge Modelle mit dem Radar kompatibel:

  • Edge 1000
  • Edge 1030
  • Edge Explore 1000
  • Edge 810
  • Edge 820
  • Edge Explore 820
  • Edge 510
  • Edge 520
  • Edge 520 Plus
  • Edge 130
  • Edge 25
  • Edge Touring Plus

Das Edge Display wird per ANT und ANT+ mit dem Radar verbunden. Oben rechts zeigt ein Symbol, ähnlich dem WLAN Zeichen die Verbindung an.

Einstellungen zum Radarsensor gibt es wenige. Diese sind über den Sensoren Pool zu erreichen. Weiter zu den Sensorinformationen. Dort findest du auf einer Seite alle Informationen, wie beispielsweise zu Firmware und Akkuladestand. Bei Alarmeinstellungen kannst du Farbüberlagerung, Fahrzeugleiste und Töne einstellen.

Einstellungen Garmin Varia Radar
Einstellungen Garmin Varia Radar

Sobald sich ein Auto von hinten nähert wird rechts ein Balken angezeigt. Wer möchte kann zusätzlich noch rote Balken (Farbüberlagerung) rechts und links anzeigen lassen. Zusätzlich informiert ein Piepston, dass sich von hinten etwas nähert.

So schaut das im Video aus:

Garmin Varia Radar - Fahrzeuge auf Edge 1000

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Mini Display mit Varia Radar

Hast du keinen Edge Fahrradcomputer kannst du die Sensordaten Auf dem kleinen Kontroll-Display aus dem Radar Bundle anzeigen lassen.

Dort gibt es nur kleine weiße LEDs. Nähert sich ein Fahrzeug bewegen sich die Punkte nach oben. Bis zu 8 Fahrzeuge können getrennt erfasst und angezeigt werden.

Der oberste Punkt markiert übrigens deine Position. Leuchtet er grün, ist die Strecke freie. Nähert sich ein Fahrzeug wechselt er auf gelb und versucht so etwas Aufmerksamkeit von dir zu bekommen.

Allerdings macht kein Signalton auf herannahende Fahrzeuge aufmerksam.

Die mit „Front“ gekennzeichnete LED informiert über den Akkustand vom Mini-Display, während die Rear LED den Akkustand von der Radar-Einheit anzeigt.

Und so schaut das in der Praxis aus:

Garmin Varia Radar - Display RDU in Aktion

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Radar und Head-Up-Display

Ist an deiner Radler-Brille auch das Garmin Varia Vision* Head-Up-Display montiert, bekommst du die Radardaten zusätzlich zu den Edge Radcomputer Informationen direkt ins Sichtfeld eingeblendet.

Garmin Varia Radar und Varia Vision Head-Up-Display
Garmin Varia Radar und Varia Vision Head-Up-Display

Im Display schaut das dann so aus:

Garmin Varia Radar - Varia Vison Display mit Edge Daten

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Varia Vision und Varia Radar sind dabei direkt verbunden.

Deshalb bekommst du auch ohne Edge Radcomputer die Informationen vom Radar in die Brille eingespielt. Das sieht dann im Head-Up-Display so aus:

Garmin Varia Radar - Varia Vision Anzeige

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Garmin Varia Radar auf der Radtour

Was ist mir sonst noch am Radar System auf meinen Testfahrten aufgefallen:

Andere Radfahrer erkennt das System nicht. Also keine Möglichkeit, seine Konkurrenten per Radar im Blick zu behalten.

In der Stadt ist der Radar mit den vielen Fahrzeugen natürlich ständig am warnen und piepen. Das einen dort häufig Autos überholen ist klar. Also besser ausschalten, Strom sparen und nicht nerven lassen.

Angenehm fand ich den Fahrzeug-Alarm auf einsamen Landstraßen. Wenn nur sehr selten ein Auto kommt und man in Gedanken versunken vor sich hin radelt ist es angenehm wenn der Radar einen aufweckt und ganz an den rechten Straßenrand schickt.

Mit dem Garmin Varia Radar auf Tour
Mit dem Garmin Varia Radar auf Tour

Zuverlässigkeit vom Radar

Während der mehrmonatigen Testphase habe ich das Varia Radar auf verschiedenen Touren dabei gehabt. Mit kleinem Display, mit Edge und mit Varia Vision.

Garmin Varia Radar und Edge 1000 Fahrradcomputer
Garmin Varia Radar und Edge 1000 Fahrradcomputer

In der Stadt tut sich das System sehr schwer. Neue Fahrzeuge, abbiegende Autos und verschiedene Geschwindigkeiten bringen das System an seine Grenzen. Ob es in der Stadt überhaupt sinnvoll ist wage ich zu bezweifeln.

Aber auch auf einsamen Straßen mit wenig Verkehr, in meinen Augen dem wichtigsten Einsatzgebiet, kommt es öfter zu Fehlern. Mal wird vor Geisterfahrzeugen gewarnt, mal ein Auto viel zu spät erkannt – oder auch gar nicht.

Beim Thema Software Qualität kennen wir es bereits von Garmin, dass neue Produkte mit Beta Versionen auf den Markt kommen und nach und nach per Firmware Updates fit gemacht werden.

Bei Navi Geräten haben wir uns daran gewöhnt und ich kann so was gerade noch akzeptieren. Bei Assistenz- und Sicherheitssytemen darf so etwas nicht passieren.

Bei Assistenzsystemen gibt es einen schmalen Grad zwischen „funktioniert gut, ist hilfreich“ und „das Geraffel nervt, weg damit“.

Hoffentlich bessert Garmin hier schnell nach und lernt für zukünftige Assistenzsysteme.

Stärken
  • einfache Bedienung
  • ausreichend Befestigungsmöglichkeiten

Schwächen
  • Akkulaufzeit
  • Zuverlässigkeit

Garmin Varia Radar kaufen – ja oder nein?

Der UVP-Preis mag mit rund 300 Euro für die gebotene Technik gerechtfertigt sein. Mir ist es für ein Assistenzsystem im derzeitigen Reifegrad zu teuer. Auch bin ich nicht der Fahrer der sich viel auf Straßen außerhalb der Stadt bewegt. Bei Rennrad Fahrern mag das ganze anders ausschauen. Wer da bisher öfters von plötzlich überholenden Autos erschreckt wurde, für den ist das Radar System eine Empfehlung.

Wenn du das Radarsystem nutzen möchtest, empfehle ich dir in jedem Fall nur die Radar-Einheit und diese dann mit einem Edge Fahrradcomputer zu kombinieren. Kostet dann auch „nur“ unter 200 Euro.

Das kleine Infokästchen mit den LEDs gefiel mir im Test überhaupt nicht. Denn es fehlt dann auch die akustische Warnung.

In diesem Praxistest habe ich erstmals kurze Videoschnipsel eingebaut um einige Funktionen besser zu erklären. Gefällt dir das? Soll es so etwas wieder geben? Schreib mir deine Meinung in die Kommentare.

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15 Gedanken zu „Garmin Varia Radar 1 im Praxistest: Mehr Sicherheit für Radfahrer?“

  1. Die Frage ist, wie weit das Signal nach hinten reicht, wie die Streuung des Signals ist und ob es auch in Kurven zuverlässig funktioniert. Bislang scheint es zwar ein interessanten Ansatz zu sein, aber noch könnte man darauf verzichten, wie ich finde. Bin gespannt, wo sich die Sache mit den Assistenzsystemen am Rad noch hin entwickelt

    Antworten
  2. Ich habe eine Frage eine Frage zur Akkulaufzeit. Ist es möglich GLEICHZEITIG den Radar aufzuladen (Powerbank) und ihn „arbeiten“ zu lassen. Also ähnlich der „neueren“ Edges, die funktionieren, während man eine äußere Stromquelle angeschlossen hat. Eine Information hierzu wäre mir sehr willkommen, da ich überlege den Radar für meine Langstrecken 200-1200 km zu nutzen und 5 Stunden Akku natürlich ein KO-Argument sind.

    Antworten
  3. So wie es es sich für mich herauskristallisiert erkennt dieses Gerät nur ein nahnendes Fahrzeug. Das ist mir als Radler aber bewusst wenn ich auf einer Straße fahre. Ich kann keinen Nutzen daran erkennen vor jedem Auto gewarnt zu werden von dem ich eh weiß das es mich überholt.
    Die wichtige Information wäre ja wenn mich ein Autofahrer übersieht und der Abstand viel zu gering ist, also Kollisionsgefahr besteht. Doch dazu ist das Gerät ja nicht in der Lage.
    Selbst wenn ein Gerät einen Kollisionskurs eines Pkws erkennen würde, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit erst so kurz vorher möglich das sich der Radler kaum noch durch blitzartige Abbiegen in den Straßengraben retten könnte.

    Es wird also eine trügerische Sicherheit vermittelt sie es nicht gibt.
    Da lohnt es sich sicher eher ein starkes Blitzlicht hinten zu installieren.

    Ich habe zwei Freunde die von vorbeifahrenden Pkws im Gegenlicht der untergehenden Sonne übersehen worden sind und gestriffen wurden. Beide sind gestürzt und haben sich verletzt.
    Das geht alles so schnell, da kannst du nicht reagieren!

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  4. Hallo zusammen.
    Alle Einträge sind ja schon etwas her. Also ich habe es jetzt seit einem Jahr im Einsatz und finde es sensationell. Es hilft mir und Mitfahrern. Ich habe weniger als 1% Fehlalarm (resultieren oft aus Abbiegern!).
    Ich fahre viele Landstraßen, Feld und Wirtschaftswege. Dabei ist es natürlich am besten einsetzbar. Man kann sich auf das Fahren konzentrieren und genießen.
    Und oben würde geschrieben, ob es sinnvoll sei zu wissen, dass etwas kommt…ja natürlich…mit Wind und anderen Einflüssen hört man einfach nicht jedes Auto!
    Dazu steht man als Rennradler nicht ständig im Weg und zwingt auf kleinen Straßen Autos zu hupen ;-).
    Ich fühle mich definitiv sicherer mit dem Varia. Dazu habe ich noch ein via Edge einschalte Ares Rücklicht mit dabei (wird oft vergessen). Hat mich in Berggalerien schon oft gefreut.
    Also. Jeder entscheidet selbst. Ich will nicht mehr ohne los.
    Eine Sache wäre noch erweiterbar. Das nicht immer ein Punkt gezeigt wird, sondern unterschiedliche Symbole für verschiedene Fahrzeuge…Lkw, Motorrad etc.
    Grüße aus dem Westen.

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  5. Sag doch mal, gibt es den Schraubhalter für die Sattelstütze eigentlich im Zubhörhandel? Steht da vielleicht (ich hoffe Du hast das Ding nach der langen Zeit noch) eine Nummer drauf? Mir ist der Gummi nämlich ein wenig zu unsicher für das vergleichsweise teure Gerät, da wäre die Schraubvariante schon ziemlich genial.

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